Von der Manufaktur zum Industriebetrieb
40 Jahre GELITA am Standort Memmingen
Das Memminger Werk der GELITA AG, weltweit führender Hersteller von Kollagenproteinen, hat sich auf die Gewinnung des Vorprodukts Ossein aus Frischknochen spezialisiert. Daraus werden Gelatine für hochwertige Pharmaanwendungen, aber auch Kollagenpeptide für Gesundheitsanwendungen hergestellt. Vor 40 Jahren startete die Produktion in Memmingen. Das GELITA Werk ist nach den neuesten Qualitäts- sowie Umweltstandards zertifiziert und bestens für die Zukunft aufgestellt.
Gelatine und Kollagenpeptide bestehen aus kollagenen Proteinen, die aus natürlichen tierischen Rohstoffen, Nebenprodukten der Fleischerzeugung wie Rinderhaut, Schweineschwarten und Knochen, gewonnen werden. Das GELITA Werk in Memmingen hat sich auf die Verarbeitung von Frischknochen spezialisiert. In mehreren Prozessschritten wird aus den frischen Knochen das Vorprodukt Ossein extrahiert. Dieses verarbeitet GELITA an anderen Standorten in erster Linie weiter zu Gelatine für hochwertige pharmazeutische Anwendungen. Denn die besondere Kollagenstruktur der Knochengelatine sorgt dafür, dass die Gelatinekapseln, die die pharmazeutischen Wirkstoffe vor Sauerstoff und Licht schützen, mindestens zwei Jahre lang stabil und elastisch bleiben.
Aus dem Ossein werden weiterhin Kollagenpeptide hergestellt, die im menschlichen Körper bestimmte Zellen stimulieren, Kollagen zu produzieren. Kollagen ist das am häufigsten vorkommende Protein im menschlichen Körper (30%). Es sorgt für straffe Haut, belastbare Gelenke und starke Knochen. „Die positive Wirkung der Kollagenpeptide auf Haut, Gelenkknorpel und den Knochenaufbau ist durch klinische Studien belegt“, erläutert Michael Teppner Global Vice President Marketing und Communication. „Sie tragen zum Erhalt der Gesundheit und der Mobilität bis ins hohe Alter bei. So stellt das Ossein, das in Memmingen gewonnen wird, die Basis für äußerst hochwertige Produkte dar.“ Weil Kollagen ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Körpers ist, enthalten kollagene Proteine zudem keine Allergene.
Nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen
Bei der Herstellung von Ossein fallen auch Mineralien, Fett sowie Proteine an, die nicht gelierfähig sind. Das Werk Memmingen hat komplexe Prozesse entwickelt, um auch daraus Produkte in guter Qualität herstellen und vermarkten zu können. Sie sind unter anderem in der Agrarwirtschaft als Futter- oder Düngemittel sehr beliebt. „Wir verwerten die eingesetzten Rohwaren zu einhundert Prozent“, so Michael Teppner. „Dies entspricht unserer ethischen Verantwortung. Wir leisten damit einen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften in der Lebensmittelindustrie und der Landwirtschaft.“
Nach neuesten Standards zertifiziert
GELITA übernahm das Werk im Jahr 1974 von Pfeffer, einem Hersteller von Gelatine und Leim. Durch die vertikale Integration wollten die Verantwortlichen sicherstellen, dass das Vorprodukt Ossein für die eigene Produktion immer in der benötigten Menge und Qualität zur Verfügung steht. „Zum Beispiel ist es für die Herstellung von Arzneimittelkapseln im medizinischen Sektor entscheidend, dass die strengen Kriterien hundertprozentig eingehalten werden“, führt Thomas Zettl aus, seit Anfang Januar 2016 Werksleiter in Memmingen.
Die Produktion wurde nach der Übernahme durch GELITA komplett neu aufgebaut, 1976 nahm das Werk den Betrieb auf. Seither wurden Anlagen, Prozesse und Abläufe kontinuierlich modernisiert und optimiert. In den vergangenen 40 Jahren hat sich das Werk zu einem modernen und automatisierten Industriebetrieb gewandelt. Die verarbeitete Rohstoffmenge erhöhte sich von 30.000 Tonnen im Jahr 1980 auf 160.000 Tonnen im Jahr 2015. Während früher viel Handarbeit erforderlich war, wird heute nahezu der gesamte Produktionsprozess von der Leitwarte aus gesteuert und überwacht. Das Qualitätssicherheitssystem im Werk ist nach ISO 9001 (Qualität) und FSSC 22001 (Produktsicherheit) zertifiziert, die Produktion entspricht dem neuesten Stand der Technik und ist nach ISO 14001 (Umwelt) sowie ISO 50001 (Energiemanagement) zertifiziert. Mit den Verantwortlichen der Stadt Memmingen arbeitet GELITA eng in Sachen Umwelt zusammen.
Arbeitswelt im Wandel
74 Mitarbeiter sind im GELITA-Werk Memmingen tätig. Mit dem Wandel in der Produktion entstanden neue, anspruchsvolle Tätigkeitsfelder wie die des Prozess- und des Betriebsingenieurs. Während der Prozessingenieur prüft, wie bestehende Arbeitsabläufe, Produktionsschritte und der Umgang mit Ressourcen durch den Einsatz neuer Technologien optimiert und damit nachhaltiger gestaltet werden können, managt der Betriebsingenieur die dafür notwendigen Investitionen. Das Unternehmen bildet am Standort Maschinenanlagenführer für Lebensmitteltechnik aus und betreibt ein eigenes Labor für die Qualitätskontrolle.
Frischegarantie durch eigene Logistik
Um sicherzustellen, dass die eingesetzten Rohstoffe immer frisch sind, hat GELITA in Memmingen auch ein eigenes Logistikunternehmen gegründet, die Rohlog GmbH, die weitere 44 Mitarbeiter beschäftigt „Qualität fängt bei GELITA bereits beim Abholen der Rohwaren an“, so Zettl. „So stellen wir sicher, dass nur Ware in Topqualität verarbeitet wird.“ Alle Fahrer werden diesbezüglich regelmäßig geschult. Ebenso werden sie in punkto Sicherheit und Umweltaspekten, wie einem Sprit sparenden Fahrstil, trainiert.
Investitionen in Nachhaltigkeit
Als verantwortungsbewusstes Unternehmen prüft GELITA kontinuierlich, wie es die Folgen seines Wirkens auf die Umwelt reduzieren kann. Das Werk Memmingen hat beispielsweise den Verbrauch an Gas von 700 kWh pro Tonne verarbeitetem Rohmaterial im Jahr 1980 auf 413 kWh pro Tonne im Jahr 2015 reduziert. Bei der energetischen Optimierung des Produktionsprozesses setzt das Werk Memmingen auch auf effiziente Antriebstechnik. Biofilter reinigen die beim Entfetten von Frischknochen entstehende Abluft, damit es zu keiner Geruchsbelästigung kommt. Ein Unterdruckgebläse in jedem Biofilter saugt die Luft aus den Räumen ab und bläst sie in ein mit Rinde-Holz-Hackschnitzel gefülltes Filterbeet. Die früheren Gebläsemotoren wurden durch eine Antriebslösung mit Synchronreluktanzmotor und Frequenzumrichter ersetzt.
„Durch den Frequenzumrichter kann der Unterdruck im System mit der Drehzahl des Lüfters geregelt werden“, erläutert Zettl. „So können wir den Lüfter immer mit der optimalen Drehzahl fahren, was im Vergleich zu einem konventionellen Antrieb, der mit konstanter Drehzahl läuft, viel effizienter ist.“ Pro Jahr und Motor spart das Werk Memmingen dadurch 163.000 kWh Strom. Außerdem reduziert sich der jährliche CO2-Ausstoß um 196 Tonnen. Weitere Optimierungsmaßnahmen sind in der Umsetzung: „Derzeit bauen wir geregelte Antriebe in die Rührwerke der Behälter zum Ausfällen der mineralischen Produkte ein“, so Zettl. „Drei von sechs sind bereits installiert, die andere Hälfte folgt in diesem Jahr. Pro Jahr und Rührwerk beträgt die Einsparung etwa 50.000 kWh.“ Auch in anderen Bereichen investiert das Werk in nachhaltiges Wirtschaften, beispielsweise werden 2016 und 2017 Leuchtstofflampen durch LED Lampen ersetzt.
Zeichen stehen auf Wachstum
Nicht nur im Bereich Energieeffizienz hat sich Zettl ambitionierte Ziele gesetzt. Er will auch zukünftig neue Technologien aufspüren, um noch verborgene Kapazitätsreserven zu erschließen und um Rohstoffe noch nachhaltiger verwerten zu können. Dafür will er weitere Arbeitsplätze z. B. für Anlagenprogrammierer und Prozessingenieure schaffen. Neben der Intensivierung der Produktion plant er, nachgelagerte Produktionsschritte nach Memmingen zu holen, um dort beispielsweise auch hochwertige Kollagenpeptide selbst produzieren zu können.
http://www.memmingen-online24.de/weltmarktfuehrer-gelita-40-jahre-am-standort-memmingen-14868/
http://www.lokale-mm.de/news/40-jahre-gelita-memmingen